*** Diesen Beitrag haben wir aus persönlichem Interesse verfasst. Damit machen wir unbezahlte Reklame. ***
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Ein Dutzend schillernder, hervorragend gekleideter Persönlichkeiten - nebst Vierbeiner Oskar im besten Sonntags-Pelz - fanden sich um 13 Uhr Ortszeit am vereinbarten Treffpunkt ein, um sich in
der Kunst des Flanierens zu erproben. Weder eine vierstündige Reise mit der Eisenbahn, noch das Wagnis eines Besuchs in der "verbotenen Stadt" (wie Düsseldorf aus alter Rivalität der großen
Rheinstädte in Köln gern augenzwinkernd genannt wird) hielten einige der unerschrockenen Bummler davon ab, diesen historischen Tag gemeinsam mit uns zu begehen. Chapeau!
Und wahrlich, bereits der erste „Grand Flaneur Walk“ der Weltgeschichte hatte es in sich: Initiiert von Gustav Temple, dem Verleger des britischen CHAP - Magazins, versuchten sich stilsichere Londoner und Düsseldorfer zeitgleich in der Langsamkeit des "Schlenderns" zu unterbieten, um den „Staffelstab“ sieben Stunden später schließlich gar an Flaneurinnen und Flaneure aus Los Angeles zu übergeben. Ein gewagtes Unterfangen, dem sich alle Beteiligten mit Hingabe widmeten.
Die von uns als kleine philosophische Inspiration erdachte, literarische Einführung in die Flanerie erwies sich als nahezu überflüssig, trafen wir doch auf eine Gruppe hervorragend eingestimmter Schlenderer, die sich mit uns gemeinsam eine gute halbe Stunde Zeit nahmen, das Ende des Parks in Fußballfeldgröße zu erreichen. So ist´s recht! Vierbeiner Oskar schien gleichfalls höchst erfreut, konnte er sich doch an jedem Bäumlein und Laternenpfahl intensiv den Düften der Großstadt widmen. Wir ließen ihn gewähren, vertieften uns in erquickliche Plaudereien und überwanden die 300 Meter messende Strecke bis zum Rhein in Stundenfrist. Dem Vorschlag, nach der anstrengenden Tortur fußläufiger Bewegung in einer Bar mit Rheinblick wieder zu Kräften zu kommen, wurde mit großem Applaus beigepflichtet.
Wann verließen wir den gastlichen Ort? Es ist uns nicht erinnerlich. Chronometer und Feldtelefone blieben an diesem Tag tief in unseren Taschen vergraben. Was zählt dem Flaneur schon die Zeit? Nichts! Über die Rheinuferpromenade mit ihrer Platanenallee, die uns vor der nicht scheinenden Sonne beschattete, vorbei an der architektonisch an den Londoner „Big Ben“ erinnernden Rheinpegeluhr, erhob sich schließlich vor uns die altehrwürdige Düsseldorfer Kunstakademie. Wie gelangten wir hierher? Welche Lockungen leiteten uns? Niemand vermag es zu sagen. Wir genossen hingegeben den angenehmen Rausch, in den uns die ziel- und absichtslose Bewegung in ihrer gänzlichen Unspektakularität versetzte. Das kann nur nachvollziehen, wer es selbst erlebte!!
Und es schmerzte diejenigen, die uns ob ihrer weiten Heimreise nun schweren Herzens verlassen mussten, wohl versichernd, dass sich selbst die mehrstündige, 300 Kilometer lange Eisenbahnfahrt gelohnt hätte, um binnen der selben Zeit eine einzige englische Meile zurückzulegen! So schlägt das Herz des Flaneurs! Die übrig gebliebenen Lustwandelnden entschieden sich für die Rückkehr zum Ausgangspunkt der Flanerie, wo ihre Automobile geduldig auf sie warteten. Aber bitte mit Gemach - und nicht ohne die durch die extensive Bewegung verlorenen Körperpfunde mit einem wohl mundenden Speiseeis wieder aufzufüllen!
Der Abschied gegen 18 Uhr war lang und herzlich, schien uns doch die entschleunigte, gemeinsame Bewegung in kürzester Zeit zu „alten Bekannten“ gemacht zu haben - ein faszinierendes Phänomen, dem
wir sehr gern in weiteren Spaziergängen derart illustrer und stilvoll gekleideter Begleitung frönen möchten… Die beigefügten Lichtbilder von Fotograf Stefan von Stern fangen die Magie der Flanerie - wie wir finden - in kongenialer
Weise ein. Allerherzlichster Dank gebührt ihm dafür - und allen Mitstreitern ein großes Lob für ihren unerschütterlichen Mut,
sich auf solch ein Abenteuer mit ungewissem
Ausgang einzulassen!
Fotos: Stefan von Stern (1,3,4,5,7,8,10,11,12,13), Redaktion WinterSturm (2,6,9)
A dozen dazzling, excellently dressed individuals - together with four-legged Oskar in his Sunday-best fur - gathered at 1 p.m. local time at the agreed meeting point to try out the art of strolling. Neither a four-hour journey by train, nor the risk of a visit of the "forbidden city" (as Düsseldorf - because of an old rivalry between the big Rhine cities - is often called in Cologne with a wink of the eye) prevented some of the intrepid strollers from celebrating this historic day together with us. Chapeau!
And indeed, the first "Grand Flaneur Walk" in world history had it all: initiated by Gustav Temple, the publisher of the British CHAP magazine, stylistically confident Londoners and Düsseldorfers tried simultaneously to outdo each other in the slowness of "strolling" in order to finally hand over the "baton" seven hours later to flâneurs from Los Angeles. A daring undertaking to which all participants committed themselves with devotion.
Our literary introduction to the flanerie, which we thought of as a small philosophical inspiration, proved to be nearly superfluous, as we met a group of excellently attuned strollers who took a good half an hour to reach the end of the park on the size of a football field together with us. All right! Four-legged Oskar also seemed to be very pleased, as he could intensively dedicate himself to the scents of the big city at every little tree and lamppost. We let him do so, immersing ourselves in refreshing chats and overcoming the 300-metre distance to the Rhine in a matter of an hour. The proposal to regain our strength in a bar with a view of the Rhine after the strenuous ordeal of walking was met with great applause.
When did we leave this hospitable place? We do not remember that. Chronometers and field telephones remained buried deep in our pockets that day. What does the flâneur care about time? Nothing! Over the Rhine bank promenade with its plane tree avenue, which shaded us from the not shining sun, past the Rhine Level Clock architecturally reminiscent of London's "Big Ben", the time-honoured Düsseldorf Art Academy finally appeared in front of us. How did we get here? Which lures guided us? Nobody can say. We enjoyed the pleasant euphoria into which the aimless and unintentional movement put us in its total unspectacularity. This can only be understood by those who experienced it themselves!
And it hurt those who, with a heavy heart, had to leave us because of their long journey home, assuring that even the 300 kilometre railway journey lasting several hours was worth it to cover a single English mile within the same time! So beats the heart of the flâneur! The remaining pleasure walkers decided to return to the starting point of the flanerie, where their cars waited patiently for them. But please not so fast - and not without refilling the body pounds lost through the extensive movement with a tasty ice-cream!
The farewell at 6 pm was long and hearty, as the decelerated, joint movement seemed to have made us "old fellows" in a very short time - a fascinating phenomenon, which we would very much like to
indulge in through further walks of such an illustrious and stylishly dressed company... The attached pics by photographer Stefan von Stern capture the magic of the flanerie in a congenial way -
at least in our estimation. Our heartfelt thanks go to him for this - and to all the companions for their unshakeable courage in embarking on such an adventure trip with uncertain ending!
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Below some impressions from the chaps and chapettes while the London walk. Well, just an insignificantly bigger crowd... slightly more dandyesque...
Photos: Soulstealer / with kind permission of Gustav Temple
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Roger (Dienstag, 16 Juli 2019 22:43)
Ein sehr treffender Beitrag! Als ein weiterer Glanzpunkt des Tages soll unsere Begegnung mit dem Schützenausmarsch in der Altstadt auch nicht unerwähnt bleiben. Das war tatsächlich eine glückliche Fügung!
Insgesamt ein unvergesslicher Tag.